Das bin ICH
Ich bin Tomás (33) und "DAS BIN ICH"...
Rund elf Flugstunden von Deutschland entfernt liegt mein Heimatsland Kolumbien, in dem ich aufgewachsen bin und die Liebe zur Musik entdeckt habe. Ich interessierte mich schon seit meiner Kindheit für das Musizieren und verbrachte viel Zeit mit dem kleinen Instrument "Charango", ein Zupfinstrument aus dem Altiplano, einer südamerikanischen Gebirgskette, das ursprünglich aus dem Panzer eines Gürteltiers gefertigt wurde. Zudem gefiel mir der Gedanke, Mandoline zu spielen und ich schmiedete Pläne, dieses Instrument zu studieren. Leider gibt es in Kolumbien kein Studium, um meinen Plan umzusetzen. Dies bedeutete für mich, der Realität ins Auge zu sehen und sich zu entscheiden - entweder in Kolumbien bleiben und den Traum platzen lassen – oder etwas wagen. Ich wusste, ich musste etwas wagen....
Ich erinnere mich noch genau an meine Ankunft in Deutschland. Eine neue Phase in meinem Leben begann...
Es war der 21. Juni 2008, ein warmer Sommertag, als ich mit 24 Jahren mein Land verließ und mich für ein Studium an der Musikhochschule in Wuppertal entschied. Mein Bruder, der in Wien lebt, erzählte mir Spannendes über die Musikkultur in Europa, sodass Italien meine erste Idee war. Doch nach meiner erfolgreichen Eignungsprüfung - für die ich mich allein nur durch das Hören, perzeptives Proben und Üben vorbereitete - war meine Wahl getroffen:
Wuppertal war nun mein Ziel und sollte zu meinem neuen Zuhause werden...
Angekommen im Bergischen Land, ohne jegliche Sprachkenntnisse, weder in Deutsch noch in Englisch, versuchte ich in Wuppertal Fuß zu fassen und lernte ein Jahr lang Deutsch an der Bergischen Universität in Wuppertal. Das erste Jahr war sehr schwierig für mich. Nicht nur wegen der neuen Sprache, die den Zugang zu einer mir unbekannten Welt offenlegen sollte, sondern auch aufgrund des Überlebens mit sehr wenig Geld und des Musizierens auf der Straße. Zeiten, in denen ich nur Reis aß, und die nicht so guten Erfahrungen im Wohnheim gehörten zu meiner neuen Phase, ebenso wie die positiven Erwartungen vor meiner Reise. Hinzu kam das anspruchsvolle Studium, das ich auf einer fremden Sprache schaffen wollte, obwohl ich diese gerade erst lernte. Doch da gab es einen liebevollen Helfer, der mir in der Anfangszeit sehr viel geholfen hat: Herr Peter Flasche und seine Frau. Sie halfen mir in Wuppertal zurecht zu kommen. Ihnen bin ich sehr dankbar. Auch meine Partnerin Liza, die ebenfalls vor acht Jahren anfing, Mandoline in Wuppertal zu studieren, unterstützte mich auf meinem neuen Weg, der nach anstrengenden, aber auch schönen Jahren mit einem Master of Music 2015 belohnt wurde.
Ich habe nie den Schritt nach Deutschland bereut. Auch wenn meine Zukunft noch nicht fest steht, eins weiß ich: Die schwierige Zeit, das Ankommen in einem fremden Land, die guten sowie schlechten Zeiten, die harte Arbeit nicht nur am Studium, sondern auch an mir selbst, haben mich geprägt und zu dem gemacht, WAS ICH BIN.